Vom Mensch zum Fabeltier
Perla Mode Zürich (Ecke Brauer-/Langstrasse)
Der in Zürich lebende Maler André Perrenoud hat für seine Einzelausstellung
im Perla Mode einen irritierenden Titel gewählt. Er spielt darin auf die
Beziehungen von feststehenden Wortbedeutungen und deren Verwendungen in
Sätzen an, um damit eine Analogie zu seinem malerischen Vorgehen zu
knüpfen.
„Vom Mensch zum Fabeltier“ suggeriert als erstes eine morphologische
Genese: Die Tierwerdung eines Menschen innerhalb einer bestimmbaren
Zeitdauer. Die Veränderung der äusserlichen Form wird bei Perrenouds
Malerei am Farbauftrag und der Verwischung der Motive deutlich. Der Begriff
„Fabeltier“ hingegen bezeichnet eine feststehende Wortbedeutung, mit der
die charakterliche Wiedergabe eines Menschen in der Form eines Tieres
gemeint ist. Damit zielt er auf die Repräsentationsabsichten ab, die man in
der Porträtmalerei findet.
Die Kombination beider Möglichkeiten, die Veränderung einer Form und die
feststehende Bedeutung einer solchen, ergeben in Perrenouds Arbeiten eine
visuelle Irritation. Indirekt formuliert er mit dem Titel eine der
wichtigsten Frage der Malerei: Wie muss diese agieren um einen Gegenstand
oder Begebenheit visuell einzufangen? André Perrenouds malerisches Vorgehen
gründet folglich im Interesse an dem (einen) Bild.
Die meist mit dunklem Hintergrund versehenen Gemälde entwerfen
apokalyptische Bildinnenräume, die als Aufführungsorte für individuelle
Erzählungen dienen. Als Vorlage für seine Geschichten wählt er Motive der
medialen Bilderwelt oder monolithische Positionen der Kunstgeschichte.
Zurzeit beschäftigt sich Perrenoud umfangreich mit der Gattung „Porträt“.
Die verschiedenen Darstellungsansätze, wie etwa eine Identität einer Person
bildlich gefasst wird, rücken dabei in den Vordergrund. Er spielt damit auf
die personale Identität an, welche sich massgeblich an den Gesichtszügen
festmachen lässt. Seine malerischen Untersuchungen der Gesichtsoberflächen
stellen die stets neu auszuhandelnde Frage des Verhältnisses zwischen dem
Gesehenen (oder Gedachten) und dem Abgebildeten.
Insgesamt wirken die Bilder Perrenouds auf den ersten Blick illustrativ,
führen aber bei genauerer Betrachtung die Sperrigkeit und Schwierigkeiten
vor, welche die Geschichte Malerei stets mit sich bringt. Im Gegenzug
könnte man seine Malereien durchaus auch als ästhetische Bildereignisse
beschreiben, die das Moment des visuellen Vergnügens am Motiv zelebrieren.
Damit würde sich seine Malerei ahistorisch verhalten und nur das Moment der
Bildbetrachtung, die Rezeption, wichtig werden lassen. Vielleicht weist er
damit ein gutes Gespür für Tendenzen im Kunstbetrieb auf, welche das
Spektakel am Kunstbetrieb der Betrachtung der Kunst vorziehen.
Die Ausstellung im Perla Mode wird einige grossformatige Gemälde sowie
kleinere Porträts umfassen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Werken, die mit
Ölfarben verfasst sind.
Die Ausstellung wird kuratiert von Stefan Wagner.
Bei Fragen steht Ihnen dieser per E-Mail unter stefan.h.wagner@gmx.ch oder Telefon 077 403 40 55 zur Verfügung.
Perla Mode, Langstrasse